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Bilderbuch

1
Wie egoistisch du bist:
Immer denkst du nur an mich.
Willst immer nur, daß es  m i r  gutgeht –
aus purem Egoismus.

2
Das könnt Dir so passen, daß es mir gutginge.
Nix da! Da kannste lang warten.
Mir und gutgehn – niemals.
Den Gefallen tu ich dir nicht.

3
Du hast eine Idee gehabt, eine einfache:
daß wir beide zusammen sein sollten.
So einfach war diese Idee, da hätt jeder drauf kommen können.
Auch ich war draufgekommen.

Ist doch klar, daß wir beide zusammensein sollen!
Erstens sind wir füreinander bestimmt,
seit Äonen und Urzeiten.
Und zweitens im gleichen Mathekurs.

4
Die Idee haben wir verwirklicht, dann hast du noch eine Idee gehabt.
Eine sehr eigenartige:
daß wir nicht mehr zusammen sein sollten.
Was für eine Idee!

Keiner sonst wär da draufgekommen.
Die Idee hast du verwirklicht, ohne Erfolg.
Du bist nicht glücklich damit, ich auch nicht.
Logisch!

5
In die eigenartige Idee hast du dich verliebt.
Du willst ihr Erfolg verschaffen.
Weil du weißt, daß du nicht glücklich werden kannst mit dieser Idee,
soll wenigstens ich damit glücklich werden.
Das würd der Idee ein bißchen helfen.

Hättste wohl gern!
Du willst unbedingt, daß es mir gutgeht.
Daß ich Erfolg hab oder Geld oder beides.
Nur deiner Idee zuliebe!
So egoistisch bist du.

6
Deiner Idee aber darf es nicht gutgehn, weil sie falsch ist.
Verstehst du, es geht nicht um dich, nicht um mich.
Sondern ums Ganze, es geht darum, daß sich Falsches als falsch erweist.
Sonst heißt es noch, so falsch ist das ja gar nicht, ist ja auch Gutes ´bei rausgekommen.

Nix da!
Also gilt für mich:
Null Erfolg, null Reichtum!
Und daß sich da bloß nichts dran ändert!

7
Darauf muß ich peinlich achtgeben.
Was manchmal gar nicht so leicht ist.
Zum Beispiel, als mir der Nobelpreis verliehen werden sollte.
Was fürn Aufwand, das zu verhindern!

Mit einiger Raffinesse hab ich´s erreicht:
daß eine Jury-Besetzung angetreten ist, die mich gar nicht erst vorgeschlagen hat!
Alles andere wär zu auffällig gewesen.
Viel Mühe, sie hat sich gelohnt.

8
Oder als ich einen Sechser im Lotto hatte. Beinah!
Hätt ich nicht aufgepaßt.
Ich hab´s vorher gewußt und deshalb vier Zahlen verändert. Und zur Vorsicht gar keinen Lottoschein abgegeben. Ja, sicherheitshalber hab ich überhaupt noch nie Lotto gespielt.
Bloß kein Risiko!

9
Mama macht sich Sorgen.
Sie glaubt, daß ich alles falsch mache bei Frauen, weil ich ihr so lang schon keine Freundin mehr vorgestellt hab.
Sie glaubt, meine Fähigkeit, die richtige Frau zu finden, sei nicht sehr ausgeprägt.
Sie weiß nicht, daß ich längst fündig geworden bin, dank meiner ausgeprägten Fähigkeit, die richtige Frau zu finden.

10
Mama und du – beide wünscht ihr euch nichts sehnlicher als dies:
daß ich eine neue Liebesgeschichte erleben würd, eine überglückliche.
Immer wieder erkundigst du dich:
Lebt er in einer neuen, überglücklichen Liebesgeschichte?

Hör zu:
Mit Esther, die ihren Lehrstuhl für spätantike Linguistik zugleich mit ihrer millionenschweren Modelkarriere sausen ließ, um einzig und allein mich die wohltonisierte Spannung ihrer Chateaubriandschenkel wie auch ihre Weltklassefähigkeiten als Sopranistin, Tiefseetaucherin und Hausfrau genießen zu lassen, mit Esther, mit der ich saunaaufgußgleiche Durchflutungen schlemmte in den Grandhotelhängematten von Rio, Canberra und Delmenhorst –
mit Esther, das war nix.

Mit Sulamith, der burmesischen Sultanstochter, die ihre dorschleberduftende Zunge stets dann umso raffinierter zwischen meine Lippen zu schlängeln verstand, wenn ich am Haarnadelkurvenausgang auf der Privatautorennstrecke ihres Vaters mein muskulöses Bein in den Unterleib des spezialgetunten Lamborghini rammte, auf daß die Tenorkehlen des Auspuffchores in taumelnder Leidenschaft winselten –
mit Sulamith, das war nix.

Mit Anna, deren Sommersproßenmarmor unter meiner Berührung in Wallung gelangte wie durstend-heiße Steppenerde im prasselnden Monsun, während sie ihre Gliedmaßen zu rühren verstand mit der Grazie jener Akazie, der der atlantische Passat speichelfadensilbrige Obszönitäten ins Ohr raunt, mit Anna, mit der ich, von ihren Eltern ernannt zum Universalerben opulenter Wein- und Auberginenhaine sowie zum Chef der westeuropäischen Mafia, sieben unbesiegbare, alabasterhäutige Söhne zu zeugen mich soeben angeschickt hatte –
mit Anna, das war nix.

Und die Heerscharen meiner übrigen Geliebten?
Kaum besser.

11
An der Wahrheit kommst du nicht vorbei.
Also entscheide dich:
Entweder wir sind zusammen, oder es geht uns beiden schlecht.
Also auch mir.

Die Kröte mußt du schlucken:
Wenn ich schon nicht mit dir zusammensein darf, dann darf es mir wenigstens schlechtgehn. Und zwar richtig.

12
Verstehst du, es geht nicht um mich, nicht um dich.
Sonst kommen sie nach dem Weltuntergang und sagen: Jaja, die Klimakatastrophe, der Dritte Weltkrieg, die Überbervölkerung! Einer dieser Faktoren habe die Welt zugrundegerichtet, sagen sie dann. Weil sie´s nicht wissen!

Daß es deine falsche Idee gewesen ist, die fortgelebt hat in der Welt, was die Welt natürlich nicht verkraften konnte. Diese, die wahre, Ursache soll bekannt werden, für die Neuwelt!

Nehmen wir uns nicht so wichtig, du dich nicht, ich mich nicht.
Laß uns ehrlich sein, und, wenn alles vorbei ist, dazu stehn:
Stimmt, wir zwei, wir haben´s nicht geschafft, zusammenzubleiben.
Da jetzt deswegen die Welt untergehn muß,
okay, da nehmen wir das auf unsere Kappe und geben´s zu:

Wir war´n das.

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